Wir laden ein, zur Kirche, zu Kindergottesdienst und Bibelstunde. Wir freuen uns, Familien und Ältere zusammenzubringen – und wir werden Gemeindefest und Gemeindefreizeit miteinander genießen. Aber all das wird noch für unbestimmte Zeit unter strikten Hygieneauflagen stattfinden. Alles wird komplizierter als vor Corona sein, kleiner und auch atmosphärisch anders.

Jede Veranstaltung, vom ersten Gottesdienstversuch am 17. Mai an, hat eine Spannung zwischen denen, die gerne kommen möchten und denen, die nicht kommen – für die das etwa zu früh ist. Einzelne schätzen die Infektionsgefahr als gering ein und wollen mehr Veranstaltungen mit mehr persönlicher Begegnung.

Als Kirchenvorstand sehen wir, dass die Infektionsraten in Australien geringer sind als in Europa und Amerika – das Virus ist aber hier genauso gefährlich wie dort. Deshalb empfehlen wir den Mitgliedern, Zuhause zu bleiben, die zu Risikogruppen gehören oder denen das Risiko zu groß ist (Menschen mit Vorerkrankungen, wie Asthma oder geschwächtem Immunsystem). Es kann Ehepaare geben, die diskutieren den Gottesdienstbesuch bis kurz vor Abfahrt: Ein Partner fährt alleine mit einem leichten Ärger hin. Der andere bleibt

Zuhause und fragt sich besorgt: „Was bringt der andere wohl von der Kirche mit?“ Zündstoff, den keiner in der Gemeinde will.

Kirche muss ein Ort des Vertrauens sein. Oder sie verfehlt ihren Auftrag, alle Menschen in die Gemeinschaft vor Gott zu rufen, v.a. die Verletzbaren zu schützen. Alle, die kommen achten genau auf Hygiene und Abstand, um denen das Vertrauen zu stärken, die sich Sorgen machen. Wir beachten die Regierungs-Verordnungen nicht einfach nach den Buchstaben, sondern mit dem Fokus, Übertragungsmöglichkeiten von COVID-19 auszuschließen, so weit es in unserer Macht steht. Besonders in der Phase, in der sich die Gesellschaft nach dem Lockdown langsam öffnet, und sich die Menschen vorsichtig (!) hinaustrauen, wollen wir durch Leichtsinn kein Vertrauen verlieren.

Technisch lassen sich bei uns Veranstaltungen mit sehr geringer Ansteckungsgefahr realisieren, bis hin zu Gottesdiensten im Altenheim. Vor jeder Einladung überprüfen wir die Planung genau auf Abstand und Hygiene. Allerdings müssen wir mit Störungen vorab rechnen: „Habt Ihr an … (ein hygienisches Detail) gedacht? Wollt Ihr das wirklich so stattfinden lassen?“ Diese Fragen sind ein wichtiger Check der Planungen. Darum: Bitte denken Sie mit und stellen Sie Ihre Fragen, teilen Sie Ihre Besorgnis mit der/dem Veranstaltungsleiter/in. Und in den Veranstaltungen brauchen wir Aufpasser, die eventuell Teilnehmende auf Abstandsregeln oder Handsanitizer hinweisen. Bitte beachten Sie besonders diese Volontäre und folgen sie den Hinweisen. Die Vorsichtigen werden es mit wachsendem Vertrauen danken.

Nun könnte so mancher fragen: Für viel kleinere Veranstaltungen ein viel höherer Aufwand? Manche Kirchen in Melbourne machen erst im Frühling wieder auf. Wir denken, es lohnt sich, jetzt einzuladen: Die Menschen genießen es, nach Wochen der Isolation herauszukommen. Sie freuen sich, endlich mit anderen Familien zusammenzukommen, oder wieder die Orgel zu hören und die Atmosphäre unserer Kirche in sich aufzunehmen. Vor allem erfüllt die Kirche ihren Auftrag, Menschen unter dem Wort Gottes zusammenzubringen.

Wenn alle den Fokus auf das Wohlbefinden und die Gesundheit aller halten, dann lassen wir Gottes Segen unter uns groß werden. Dann bauen wir unter uns Vertrauen auf, in einer Welt der Einsamkeit und Abschottung. Dann stärken wir die Hoffnung, dass Gott uns mehr Türen zur Gemeinschaft öffnet, als wir uns das heute vorstellen können: mit der Erfahrung von Sicherheit.

Euer Pastor Christoph